Allgemeines zur -One Man Freak Show-
4748 gefahrene km (mit Umwegen)
(6,5 mal die Strecke Berlin-Lindau)
24586 Höhenmeter
42 Grad höchste Temperatur
14 Grad niedrigste Temperatur
118 durchschnitl. Puls
68 niedrigster Puls (auf Abfahrt)
52 Ruhepuls am Morgen
46 Ruhepuls am Morgen, nach Ruhetag
168 höchster Puls (El Paso)
68 kmh höchste Geschwindigkeit
14% stärkste Steigung
18 km längste Steigung
Verbrannte kcal ca. 160000 in 32 Tagen
39 kg Kohlenhydrate oder
39 kg Eiweis oder
17.7 kg Fett

Einmal durch die USA gefahren von Ost nach West. Umgekehrt wäre erheblich leichter gewesen, da bei 29 Tagen Rückenwind eine Ersparnis von ca. 5 Tagen ausmachen würde.
Aber ich war selber mein größter Zweifler und wollte nicht zuerst an die Westküste fliegen und nach 3 Tagen scheitern, um wieder zurück zu fliegen. Meine Befürchtungen lagen vom ersten bis zum letzten Tag im Versagen meiner Kniee. Und die haben zu meiner Überraschung nur gelegentlich ein bischen gezwickt. Beim Aufstehen kontrollierte ich immer als erstes beide Kniegelenke, ob diese geschwollen sind und ich aufgeben muß.
Das größte Problem wurden die Handballen und die tauben Finger, die ab dem 4. Tag links nicht mehr schalten konnten und das bis zum letzten Tag. Heute spüre ich die Finger wieder ganz gut und auch die Handballen fühlen sich besser an.
Das Humppeln geht ein bischen besser und die Schmerzen sind schwächer geworden.

Ich habe viele nette und hilfsbereite Menschen kennen gelernt und nie eine bedrohliche Situation erlebt, außer als Biest entwendet wurde.
In schwierigen Situationen habe ich mir manchmal gewünscht, dass jemand anhält und mir seine Hilfe anbietet. Aber wer möchte schon jemanden in sein Auto oder Haus einladen, wenn das Wasser aus den Schuhen läuft.
Ich habe immer versucht alleine zurecht zu kommen und das ist mir sehr gut gelungen und darauf bin ich stolz.
Das Fahren war leichter als erwartet und hat großen Spaß gemacht.

Mein schönster Staat der Reise
1, Temnesee
2, Kalifornien
3. Virginia

Die interressantesten Städte
1. El Paso
2. San Diego
3. Nashville

Der freundlichste Verkehr für Radfahrer
1. Arizona
2. Virginia
3. Kalifornien

Würde ich so eine Reise nochmal machen?
Na klar, aber nicht mehr ohne Sharon.
Also doch, nein.

War es mir langwelig in den 32 Tagen ?
Nein, nie. Beim Fahren ist absolute Konzentration gefordert. Ständig sind die Augen am Scannen der Strasse und die Arme lenken automatisch der Augenlinie nach. Dazwischen wird die Umgebung nach Fotomotiven abgesucht. Verkehrssituationen, speziell bei Stadtverkehr, werden erfasst und kontinuierlich Entscheidungen getroffen.
Und wenn ich nicht fahre, hatte ich auch immer was zu tun. Essen, Trinken, Schlafen, Dösen, Einkaufen, Wäsche waschen, Service am Biest …

Was hat außer schlechten Straßen, Wetter und Insekten noch genervt ?
Der Lärm. Autoalarmanlagen, die ohne Grund ständig losgehen, bis die Batterie leer ist.
LKWs, Pickups und Motorräder mit Soundtuning; die, wenn sie mich überholten einmal runterschalten und mit ohrenbetäubenden Lärm mich erzittern liesen.
Alle Züge haben ein wahnsinnig lautes Horn, das sie mit Freude in jedem Ort und zu jeder Uhrzeit einsetzen. Gerne auch mal als Gruß für mich gedacht. Ich mußte ein Ohr zuhalten, damit mein Trommelfell nicht platzt.
Schlafplatz suchen und Lebensmittelversorgung waren nach Dallas auch ein schwieriger Teil der Reise. Speziell in der Prärie und der Wüste. Da ist nichts, außer Flutungsbrücken und ein paar Tankstellen.
Weshalb gibt es kein Obst, Salat oder Gemüse. Über solche Dinge hatte ich mir nie Gedanken gemacht.
Ab Arizona hatten viele Lebensmittelgeschäfte keine Abteilung mehr für Frisches. Sicherlich eine Geldfrage für viele und vielleicht auch Anzeichen großer Arbeitslosigkeit in den ländlichen Gegenden, vielleicht erkennbar am Warenangebot.

Hatte ich mit dem Gedanken gespielt aufzugeben.
Ja natürlich, dieser Gedanke kommt regelmäßig, wenn es sich extrem schwierig anfühlt und man ganz alleine im Dunkeln seine weiteren Pläne schmieden muß. Meine Erfahrung zeigte, wenn ich glaubte, es könnte nicht mehr schlimmer werden, dann wurde ich stets belehrt, Schlimmer geht immer.

Was hat mich überrascht ?
Die Armut, die ich auf der gesamten Strecke antraf. Nicht nur die vielen Drogensüchtigen und Menschen die auf der Strasse leben, in vielen Fällen sicherlich unfreiwillig. Viele Einzelhäuser oder Siedlungen auf dem Land, machten durch ihren heruntergekommenen Zustand auf die Verarmung aufmerksam.
Mein Weg durch Klein- und Großstädte führte oftmals an Versorgungsstellen der Heilsarmee oder sonstigen karitativen Einrichtungen vorbei.
Leben auf der Straße ist mit das Härteste, was einem Menschen passieren kann,
egal ob selbst gewollt oder dazu getrieben.

Die Anpassungsmaschine Mensch.
Ich bin immer wieder begeistert, was der Mensch im Bereich Ausdauersport automom alles vollbringen und der Körper sich anpassen kann.
Mein Herzvolumen hat sich vergrößert, dadurch niedriger Puls in Ruhe und niedriger Puls beim Radfahren.
Die Lunge ist effektiver geworden und das Volumen dürfte sich erhöht haben.
Die Beinmuskulatur hat sich angepasst und hat sich Überkommpensiert. Das heißt, durch den täglichen langen sportlichen Reiz und durch genügend Nahrung wurden die Ausdauerfasern verstärkt um noch mehr Ausdauerleistung zu erbringen. Weiter hat sich in der Beinmuskulatur die Blutkapillarisierung erhöht, um einen effektiveren Transport von Sauerstoff und Nahrung, sowie den Abtransport von Abfallstoffen aus der Muskulatur zu gewährleisten.
Das Schwitzen hat sich in einen gleichmäßigen dünneren Schweißfluß verändert. Nicht so wässrig, fast ein bischen fettig. Vieleicht sogar eine Art Sonnenschutz, ab dem 3. Tag habe ich keine Sonnencreme mehr verwendet, auch nicht bei 40 Grad.
Und an die Hitze kann sich der Körper anscheinend auch sehr gut anpassen.
Ich glaube auch, dass durch die Ausdauerbelastung, die Widerstandskraft gegen Erkältungen verbessert wird. In Texas hatte ich bei 16 Grad und durchnässter (verschwitzt und naß vom Regen) Kleidung gefroren und gezittert. Aber es kam keine Erkältung zum Ausbruch. Ausdauersport im niedrigen Pulsbereich, kann fast jeder bis ins hohe Alter betreiben (außer gesundheitliche Gründe verbieten es)
Also, wem dies ein Ansporn sein sollte.
Ich empfehle einen einfachen Pulsmesser 60 – 100 Euro und das Buch von Polar, Trainingskontrolle für 15 Euro.
Das Training im niedrigen Pulsbereich ist am Anfang sehr einfach, wenn aber die Anpassungen eintreten, wird es automatisch schneller und anstrengender, bei gleichem niedrigen Puls.

Ich könnte noch mehr schreiben, aber ich möchte Euch nicht zu sehr langweilen mit langen Texten und komischen Geschichten
(armes Besucherbüro DC).

Meinen herzlichen Dank an alle, die mich begleitet haben. Einen speziellen Dank an diejenigen, die mich schriftlich unterstützt haben. In der Nacht, unter einer Brücke, etwas von Freunden und Bekannten zu lesen, war immer etwas besonders.
Liebe Grüße
Günni